Zwei Kerpener in Dresden!
Bereits am Samstag, den 31.03.2007 machten Heike und ich uns auf den langen Weg nach Dresden. Gegen 11:20 Uhr starteten wir mit dem Auto in Kerpen-Sindorf, geplant war die Abfahrt für 09:00 Uhr, na ja. Einen Vorteil hatte die verspätete Abfahrt: ich erlebte die Schalker Auswärtsniederlage in München nur am Radio mit, und selbst das war schon zuviel haha..:-).
Nach staufreier Anfahrt, allerdings gings nicht immer mit voller Geschwindigkeit, erreichten wir die sächsische Landeshauptstadt gegen 18:00 Uhr am Samstag abend. Dank Navi fanden wir auch problemlos unsere Ferienwohnung im Ortsteil Bühlau. Von hier sollte uns die Linie 11 täglich zum Spiellokal, dem Internationalen Kongreßzentrum, bringen.
Den Samstag abend verbrachten wir aber zunächst mal mit einem ausgedehnten Spaziergang. Fußballgucken lohnte ja nicht!
Sonntag gings nach dem üblichen Brunch schon mal mit dem Auto nach Dresden rein. Wir parkten direkt an der Elbe und machten uns auf, die Semperoper, den Zwinger, die Frauenkirche zu fotografieren und das Kneipenviertel zu inspizieren. Wie bereits im Bericht zur Frauen EURO 2004 geschrieben, Dresden ist eine Reise wert.
Beim Gang zum Kongreßcentrum trafen wir Andrea Hafenstein, die mal wieder in multifunktionalem Auftrag unterwegs war. Als Volunteer half sie beim Aufbau, und sie spielt auch noch mit. Alle Achtung!
So konnten wir auch einige Aufnahmen vom Aufbau machen. Schon imponierend, das Ganze!
Im Fernsehen suchte ich vergebens die Aprilscherze. Doch Franziska Urio war tatsächlich bei DSDS ausgeschieden, unfassbar! Jetzt sind also mit Martin Stosch und Lauren Talbot noch 2 unter den besten 6, die da bestimmt nicht hingehören. Was solls, RTL hats ja so gewollt!
Offizielle Akkreditierung war erst am Montag. Da tauchten wir dann um 10 nach 12 auf und waren fast alleine. Anmeldung war von 09:00 Uhr bis 22:00 Uhr. Ok, diesmal waren wir mit der Bahn unterwegs. Also konnten wir die Dresdner Innenstadt, wie z.B. die Altmarkt Galerie, aufsuchen. Da gibt's u.a. lecker Tapas.
Abends ab 20:07 Uhr war Eröffnungsveranstaltung. Dort trafen wir dann auch endlich uns bekannte Schachfreunde. Anna Dergatschova z.B., die auch in Bühlau untergekommen war. Oder Anna Rudolph, die gerade in der 1.Frauen Bundesliga eine WGM-Norm erspielte. Auch Bernd Salewski, ehemals Chef des Organisationsbüros zur Schacholympiade 2008 in Dresden, ist mit von der Partie. Und Andrea Huppertz, die so wie wir den Kölner Schachverband vertritt. Es gab sogar freie Getränke und Brezel, allerdings nur bis die Begrüßungsshow begann!
Diese war schlichtweg überwältigend. Dem Veranstalter gebührt großes Lob für diese gelungene Veranstaltung. Nur Herr Verleger sollte noch ein wenig an seinem "th" arbeiten, das ist im Englischen sehr wichtig!
Die Songs aus dem Musical Chess wurden vorgetragen. Filme großer Schachveranstaltungen untermalten die verschiedenen musikalischen Darbietungen. Höhepunkt war die Auslosung der Farben der Spitzenbretter, an deren Ende sich die schwarze und weiße Dame (es handelte sich um echte Frauen!) in einen echten Tiger verwandelten, der nur wenige Schritte vor dem Publikum über die Bühne schritt.
So gut wie die Begrüßungsshow war, so schlecht war leider das sogenannte Technical Meeting. Die Herren Schiedsrichter kriegten noch nicht einmal ihre 3 Screenshots unfallfrei an die Wand geworfen. Schade!
Nun, jetzt haben wir 11:00 Uhr am Dienstag morgen, 3. April, und meines Wissens stehen die Paarungen der ersten Runde immer noch nicht im Internet. Hm, seltsam! Es wäre interessant zu wissen, ob diese Paarungen bereits in den sogenannten Spielerhotels Maritim und Ibis ausliegen, als zusätzlicher Vorteil der Profis gegenüber den weniger betuchten Amateuren, die eine auswärtige Unterkunft vorziehen! Aber genau so wenig wie sich Schalke 04 von den nicht geahndeten Fouls der Bayern-Spieler Kahn und van Bommel von seinem Kurs abbringen lassen wird, wird das unsere Einstellung zum Spiel in der ersten Runde stören, die hoffentlich heute um 15:00 Uhr stattfinden wird!
So, wir kommen gerade von der dritten Runde zurück, und es gibt jede Menge Positives zu berichten. Nicht von mir, ich habe 0 aus 3, was mich bis jetzt insgesamt ca. 4 ELO-Punkte gekostet haben dürfte. Aber vom Kölner Schachverband insgesamt und Heike im Besonderen gibt es sehr gute Nachrichten. Bei den Männern starteten IM Dr. Frank Holzke und GM Florian Handke, beide sicherlich im KSV keine Unbekannten, mit Siegen gegen GMs jenseits der 2650! Das nennt man wohl einen Auftakt nach Maß! Auch Heike konnte ihre Gegnerin, die WGM Irina Sudakova aus Russland, mit den schwarzen Steinen bezwingen. Und ehrlich gesagt war ihre Partie m.E. auch besser als der Sieg von Jessica Nill gegen die ELO-lose Andrea Huppertz (jaja, ebenfalls KSV). Doch der Schönheitspreis der ersten Runde bei den Frauen ging an Jessica, wahrscheinlich einfach deshalb, weil die Jury bestehend aus GM Klaus Bischoff und der Dresdner Schachlegende GM Wolfgang Uhlmann Heikes Partie gar nicht gesehen hat! Nun ja, das müssen wir uns selber ankreiden, wir hätten die Partie ja einreichen können.
Drei der bislang vergebenen 4 Brillancy Prices gingen an aktuelle oder ehemalige Mitglieder der Deutschen Nationalmannschaften. Neben Jessica Nill gewann auch die Neu-Deutsche Marta Michna einen solchen Preis und Artur Jussupow.
Nach einer schnellen Niederlage in Runde zwei gegen WGM Zeinab Mamedjarova gewann Heike in Runde 3 in nur 19 Zügen gegen WGM Lenka Ptacnikova aus Island, ein sehr schöner Erfolg. Und diesmal hat sie die Partie auch eingereicht! Insbesondere wenn man die Qualität der Gegnerin berücksichtigt, hätte sie den Preis in meinen Augen mal wieder verdient. Aber schauen wir mal, wie die Jury entscheiden wird! Elisabeth Pähtz z.B. hat ja auch noch keinen Preis gewonnen hahaha..:-).
Anna Dergatschova hat ebenfalls 2 aus 3. Und auch Jessica Nill, die bisher ausnahmslos gegen Deutsche gespielt hat. Gespannt warten wir auf die Auslosung der vierten Runde. Aber vorher sehen wir uns den Nachwuchs von Grazyna und Mietek Bakalarz an, der gerade mal 8 Monate alt ist.
Nun sind wieder einige Tage verstrichen, und wir haben bereits sechs Runden gespielt. Heike konnte aus den letzten 3 Runden leider nur einen halben Punkt gegen WGM/IM Tatiana Kononenko holen. Gegen WGM Sopiko Khukhashvili verlor sie trotz guter Vorbereitung und gegen WIM Marija Muzychuk trotz guter Stellung. Nun, wollen wir hoffen dass es wieder besser wird.
Den Brillancy Prize der dritten Runde bei den Frauen gewann tatsächlich Elisabeth Pähtz! Damit haben die ersten 3 Schönheitspreise bei den Frauen die Deutschen Nationalspielerinnen Jessica Nill, Martha Michna und Elisabeth Pähtz gewonnen! Na, wenn das mal alles mit rechten Dingen zugeht. Die Spielerinnen sind auch sehr amüsiert über diese Art Unterstützung der Deutschen Nationalmannschaft, besonders unsere ausländischen Gäste. Damit hier keine Missverständnisse aufkommen, ich finde es toll, dass überhaupt Schönheitspreise vergeben werden. Und es ist mir auch klar, dass es bei einigen hundert Partien täglich sehr schwer ist, eine entsprechende Entscheidung zu treffen. Aber man sollte schon auch die Qualität der Gegnerin in die Entscheidung mit einbeziehen. Und da hatten unsere Nationalspielerinnen relativ leichtes Spiel im Vergleich zu anderen Spielerinnen, die teilweise deutlich höher geratete Spielerinnen förmlich an die Wand spielten!
Nun, ich selbst habe mittlerweile auch bereits 1,5 Punkte auf dem Konto. Heute um 15:00 Uhr geht's weiter, morgen ist Ruhetag.
Also, heute ist Dienstag, der 17.04.2007, und wir sind mittlerweile in Magdeburg angekommen. Hier werden wir noch bis Donnerstag morgen Urlaub machen. Gestern waren wir in der Stadt und haben uns das Hundertwasser-Haus angesehen und das Allee-Center, ein Einkaufsparadies natürlich vorwiegend für Frauen. Aber man kann dort natürlich auch prima Essen und Trinken.
Was das Schach in Dresden anbelangt, so endeten die Europameisterschaften 2007 sehr erfolgreich für die Spielerinnen des SBNRW! Hier sind in erster Linie Anna Rudolph, ehemals Onischuk, und Heike Vogel zu nennen. Beide erspielten eine WIM-Norm, für Anna war es die dritte und damit der lang ersehnte WIM-Titel! Dazu unseren herzlichen Glückwunsch, sie spielt im Moment einfach sehr stark. Wir hoffen, dass sie diese Verfassung noch mindestens 2 Wochen beibehält, wenn die Deutschen Frauen Länder Mannschaftsmeisterschaften in Braunfels stattfinden werden.
Auch Heike wird dort in der NRW-Mannschaft antreten. Für sie war es die erste WIM-Norm, die aber (weil auf einer Europameisterschaft erzielt und über 10 Runden) faktisch als 2 Normen zählt. Das heißt im Klartext, Heike braucht nur noch eine Norm zur Erlangung des WIM-Titels. Die erforderliche ELO-Zahl von 2200 hat sie ja bereits 2006 überschritten!
Erfolgreich verlief auch der Abschluß dieser gigantischen Veranstaltung. Bei der Blitz-Euro am Sonntag, den 15.04.2007 kamen sowohl Heike als auch ich in die Preisränge! Besser geht's kaum! Zusätzlich erhielt Heike noch, wie auch Anna Rudolph, einen Performance-Preis aus der Normal-Euro. Damit avancierte dieser Sonntag zum erfolgreichsten Tag unserer Schachgeschichte, und gerade Heike hatte doch schon Einige davon. Selbst ich hatte ja zuvor schon mal was gewonnen, aber dieser Tag war einfach schön!
Er endete mit der Abschlussgala inklusive Siegerehrung. Diese war wiederum sehr schön organisiert.
Kommen wir zur abschließenden, wie immer subjektiven Bewertung. Wie bereits im Kommentar zur Frauen-Euro 2004 geschrieben, Dresden ist auf jeden Fall eine Reise wert. Nirgendwo sonst gibt es so viele kulturelle Highlights auf engstem Raum. Semperoper, Zwinger, Frauenkirche, viele schöne Schlösser an der Elbe usw. usw. Nicht zu vergessen die Altmarkt-Gallerie, ein Einkaufsparadies für Frauen.
Auch das Spiellokal, das Internationale Congreß Centrum in Dresden, direkt an der Elbe gelegen, ist einfach toll und für diese Großveranstaltung bestens geeignet. Die positiven Details entnehmen Sie bitte den u.a. Links. Verbesserungsfähig ist auf jeden Fall die Informationspolitik. So hätten z.B. Anna und Heike nix von Ihren gewonnen Preisen erfahren, wenn sie nicht danach gefragt hätten. Das geht so natürlich nicht, und das betrifft bestimmt nicht nur diese beiden Spielerinnen. Im Übrigen wurde dieser Fehler bereits bei der Frauen-EM im Jahre 2004 in Dresden gemacht. Bei der Siegerehrung wurden jedenfalls lediglich die ersten 10 der beiden Konkurrenzen geehrt, obwohl es ja (zum Glück!) deutlich mehr Preise gab.
Links: www.dresden2008.de, www.chess-results.com
Stefan Pick, SK Kerpen 64 e.V.
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