Europameisterschaft der Frauen
Vom 20. März bis zum 04. April 2004 fand in Dresden die Europameisterschaft der Frauen im Schach statt. Darüber wurde u.a. auf den Seiten www.eurochess-dresden.org, www.chessbase.de oder auch schach.wienerzeitung.at ausführlich berichtet.
Hier nun der Bericht einer Teilnehmerin und ihres Ehegatten, Trainers und Betreuers. Die Daten und Fakten zu dem Turnier können auf o.g. Seiten nachgelesen werden, also Partien, Tabellen, Ergebnisse usw.
Zunächst einmal zu den positiven Seiten, die die Veranstalter auch nicht müde wurden zu erwähnen. Das Treff-Hotel in Dresden ist wirklich sehr gut für solche Veranstaltungen geeignet. Die Zimmer sind sehr gut, und das Büffet verdient lobende Erwähnung. Und grundsätzlich ist es natürlich hervorragend für das Schach in Deutschland, wenn eine Europameisterschaft hier stattfindet. Insofern gebührt den Veranstaltern und Organisatoren zunächst einmal Lob und Anerkennung. Als Anreiz zur weiteren Verbesserung sei an dieser Stelle jedoch auch einmal Kritik erlaubt. Was davon umgesetzt werden wird, liegt nicht in unserer Hand.
1. Der so oft beschriebene "Teilnehmerrekord" war leider trotz mehrfacher Wiederholung dieser Vokabel nicht erreicht worden. Bei der Euro 2001 in Warschau waren 157 Frauen am Start, heuer in Dresden 108. Zwischen positiver Berichterstattung und simpler Falschmeldung sollte doch ein bisschen der Wahrheit die Ehre gegeben werden.
2. Weiterhin gibt es sehr restriktive Regelungen der ECU, die besagen, dass ALLE Spielerinnen im Spielhotel übernachten müssen. Meines Erachtens wurde hier sogar die "Freikaufregelung" gestrichen, nach der man (frau) sich für 100€ von dieser Pflicht freikaufen konnte. Da überrascht es dann doch, dass von den 108 Spielerinnen schätzungsweise 20-25 NICHT dieser Verpflichtung unterlagen. Mich erinnert das an "some people are more equal than others" aus "animal farm".....
Wir hätten uns auch für einen Bruchteil des jetzt bezahlten Preises in Dresden eine Unterkunft organisieren können! Dafür brauche ich im Internet-Zeitalter schätzungsweise 15 Minuten und spare ca. 70% der Kosten! Das jedoch wurde UNS ausdrücklich NICHT gestattet.
3. Der Lärm, der durch die Tür zum Spielsaal hereindrang, benachteiligte die Spielerinnen an den Brettern 28-40. Denn die Tür befand sich auf dieser Seite des Spielsaals. Wenn die Firmen, die ihre Veranstaltungen in den Räumen vor der Tür hatten, Pause machten, war es auf dem Gang doch sehr laut. Wenn dann noch Schiedsrichter durch Gespräche deutlich über Zimmerlautstärke die Dezibel in die Höhe jagen und zur Ruhe gemahnt werden müssen, stellt sich schon die Frage, ob es sich um eine Europameisterschaft oder ein Kneipenturnier handelte. (Ich habe den Schiedsrichtern mehrfach gesagt, dass es zu laut sei. Es wurde jedoch nicht wirklich etwas unternommen, um Abhilfe zu leisten.)
4. Warum war Kasparov nicht im Treff-Hotel? Otto Schily jedenfalls war sich nicht zu fein, den Spielerinnen am Brett zuzuschauen. Kasparov jedoch schaffte es nur bis in die Altmarktgalerie in Dresden (um sein neues Buch zu signieren)...
5. Die Auswahl der Spielerinnen, die an den Brettern 1-6 live ins Internet übertragen wurden, entsprach nicht immer sportlichen Kriterien..:-). Konkret ist ja der "Elli-Hype" verständlich. Trotzdem stellt sich die Frage, ob wirklich jede ihrer Partien live übertragen werden musste.
6. Warum wurden die Gewinnerinnen der Ratingpreise nicht bekannt gegeben? Lt. Auskunft der Schiedsrichter war das der Wunsch der Organisatoren. Ein ziemlich unverständlicher Wunsch! Gerade bei der komplizierten Formel nach der die Preise vergeben wurden (Performance im Turnier - aktuelle Rating) wäre doch ein kleiner Aushang sehr hilfreich gewesen. So müssen also die beiden jungen deutschen Spielerinnen Elena Winkelmann und Susan Großmann auf jeweils 100€ ihrer Ratingpreise verzichten, da beide bei der Siegerehrung nicht anwesend waren. Sie wussten ja wohl auch beide nicht, dass sie einen Preis gewonnen hatten!
Wie gesagt, dies ist lediglich als Anreiz für weitere Verbesserungen gedacht. Und der Gesamteindruck bleibt dennoch sehr positiv!
Hier sei auch erwähnt, dass mir die Spielzeit (90 min pro Spieler und Partie plus 30 Sekunden pro Zug Zusatzzeit) sehr gut gefällt. Außerdem waren die Runden jeweils um 13 Uhr angesetzt. Sehr gut für Langschläfer wie mich! (Es gab ein Frühstücksbuffet von 8 Uhr bis 12 Uhr.)
Da gegen 17 Uhr die meisten Partien beendet waren, hatte man auch am Abend noch genug Zeit, um sich die Stadt anzusehen.
Dresden ist eine Reise wert...
Heike Vogel und Stefan Pick
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