Spielbericht Kerpen I - Eschweiler I
Kerkrade und Kerpen
Am 15.09.13 (Webers Geburtstag, und auch noch der 75!) fand das erste Spiel der Saison 2013/14 zuhause in unserem Klubheim gegen Eschweiler I statt.
Die Überschrift bezeichnet die Stationen unseres Schachlebens an diesem Wochenende. Samstag waren Max, Heike und ich in Kerkrade bei einem wirklich sehr zu empfehlenden Turnier in einer altehrwürdigen Abtei. So wie früher in Gent oder Echternach, einfach schön, bei 7 € Startgeld für Erwachsene und 3,50 € Startgeld für Jugendliche auch nicht zu teuer wie ich finde. Heike hat den Frauenpreis gewonnen mit 5/9 in der A-Gruppe, ich bin dort mit 6/9 wohl Vierter oder Fünfter geworden hinter GM Orlov, IM Röder, IM Ilya Schneider und habe u.a. gegen den GM Felix Levin aus Mülheim gewonnen. Max holte 3/7 in der Jugendklasse, wobei dort Jugendliche U16 und U12 mitspielten, Max ist 5, ein fantastisches Ergebnis. Ok, ich bin parteiisch, aber das hat er schon ganz toll gemacht.
Einschätzungen vor der Saison habe ich bislang glaube ich keine
gepostet. Klar ist, daß nach Bekanntwerden der Aufstellungen der ASV
II als Aufstiegsfavorit ausgemacht werden muß. Auch wenn gemunkelt
wird, daß diese Mannschaft wie so viele selten in Bestbesetzung
antreten wird. Die Ergebnisse aller Spiele zeigen bereits, daß es
eine äußerst umkämpfte Saison werden wird. Alle Spiele außer
Derichsweiler gegen Herzogenrath (2-6) endeten irgendwo zwischen 3,5
und 4,5. genau genommen dreimal 3,5-4,5 oder umgekehrt und zweimal
4-4. Da sieht man schon förmlich an den Ergebnissen, daß es wohl so
ausgekämpft war wie bei uns.
Auffällig ist weiterhin, daß viele Mannschaften, die oben klar
überlegen waren (z.B. 2,5 aus 3 an den ersten drei Brettern) den
Kampf nicht gewonnen oder gar verloren haben. Dies gilt für
Erftstadt, Pulheim und uns. Es kommt also sehr wohl auf die
mannschaftliche Geschlossenheit an, auf gute Jugendarbeit und nicht
auf gekaufte Spitzenspieler. Von Letzteren haben wir übrigens keine,
überflüssig zu erwähnen.
Kommen wir also zur Chronologie dieses unseres Kampfes. Den
Berichten fehlt die Geschichte oder so ähnlich titelte jüngst die
Nationalspielerin Melanie Ohme auf Ihrer Homepage. Wollen wir hoffen,
daß das hier nicht so ist.
Die Vorgeschichte sieht so aus, daß wir aus meiner Sicht in der
Vergangenheit meist gegen Eschweiler gewonnen haben. Und meist knapp.
In den letzten Jahren gab es wohl eine Niederlage und im letzten Jahr
ging der Kampf 4-4 aus, wie uns die Tabelle der abgelaufenen Saison
lehrt. Da uns Paul und Ede leider verlassen haben (keine Angst, sie
spielen nur nicht mehr für uns, sonst geht's Ihnen hoffentlich gut!),
wird es wohl in diesem Jahr kaum besser werden.
Beide Mannschaften warteten mit einer von Nicht-Fachkundigen
Lesern sicher gerne als taktisch bezeichneten Aufstellung auf. So
spielen bei uns die ersten beiden Bretter der Vorsaison, Heike und
ich, diesmal an drei und vier. Eschweiler setzt gar die beiden
Spieler mit den zweit-und drittbesten DWZ an die Bretter 6 und 7,
zumindest nominell.
Da bei Eschweiler von der Stammelf lediglich Wolfgang Förster
fehlte, waren sie wahrscheinlich minimalst favorisiert. Insgesamt ein
völlig offener Kampf.
Zunächst schien unser Plan aufzugehen.
12:30 Uhr, Brett 1: Geerlings, Gerd (ESC) 2083 - Hund, Isabel (SKK) 1915 remis
Ein sicheres Schwarz-Remis von Isabel. Mit diesem Ergebnis waren wir sehr zufrieden.
13:10 Uhr, Brett 4: Vogel, Heike (SKK) 1998 - Schüller, Tobias (ESC) 1869 remis
Tobias Schüller war wohl sehr gut vorbereitet. Jedenfalls hatte Heike sehr viel Zeit verbraucht und nix erreicht. Schwarz bot remis an, es stand 0,5 zu 0,5, sicher hatten wir hier vor dem Kampf mehr erhofft aber es war noch nix passiert und Isabel hatte schon remis gespielt. Also sicher in Ordnung, Heike ist einfach nicht in Form. Und nur als Hinweis für die nächsten Gegner: Es soll schon passiert sein, daß Heike eine Schachpartie gewonnen hat!
13:20 Uhr, Brett 8: Rahi, Zafar (SKK) 1732 - Stock, Achim (ESC) 1764 remis
Zafar kam ebenfalls mit einem Remisangebot seines Gegners Achim Stock um die Ecke. Mittlerweile stand er ganz gut, hatte seinen Minusbauern zurück, da ich wußte daß Eschweiler an Brett 8 gerne einen ganzen Punkt gehabt hätte stimmte ich zu.
1,5 zu 1,5, eher gut für uns bisher. Sicherlich hatte sich die Auswärtsmannschaft an den Brettern 1 und 8 etwas mehr erhofft, an 4 bestimmt nicht.
13:45 Uhr, Brett 2: Schauff, Lutz (SKK) 2002 - Singh, Marcel (ESC) 1901 1-0
Aus meiner Sicht ein überzeugender Sieg bei Lutz Einstand an einem Spitzenbrett.
Zwischenstand also 2,5-1,5. Bis hierher verlief aus meiner Sicht fast alles super, die Ergebnisse waren insgesamt ungefähr so wie ich sie mir vorgestellt oder erhofft hatte.
Hab jetzt die Uhrzeiten nicht mehr notiert, da es zu hektisch wurde und ich auch keine Uhr habe. Aufgrund des katastrophalen Spielplans des KSV- Spielleiters Willi Meul mußten wir mit 2 Mannschaften gleichzeitig zuhause spielen. Dabei spielte die Erste erstmals im dritten Raum, und dort war keine funktionierende Uhr. Also Wanduhr oder so. Und ich trage keine Uhr. Die Reihenfolge der Beendigung der Partien stimmt sehr wohl.
Brett 7: Spies, Ulrich (ESC) 1894 - Klein, Gereon (SKK) 1819 1-0
Für mich persönlich kam dieses Ergebnis so ein bißchen aus heiterem Himmel und war auch das, was ich nach dem vorherigen Partieverlauf am Wenigsten erwartet hatte. Schade für Gereon, nach einer meines Erachtens anständigen Partie war schwupps mitten auf dem Brett eine Figur weg.
2,5 zu 2,5.
Brett 6: Buljovcic, Franjo (SKK) 1817 - Federau, Jürgen (ESC) 1983 0-1
Eine der wirklich sehr sehr seltenen Weiß-Niederlagen von Franjo gegen einen allerdings sehr starken Gegner. Franjo verlor in der Eröffnung einen Bauern, bekam dafür die offene b-Linie, aber irgendwie gings verloren.
2,5 - 3,5.
Es war kein Zufall, daß Rolf und ich die letzten Partien spielten. Es sind immer die gleichen Spieler, die die Verantwortung für das Gesamtergebnis tragen müssen.
Brett 5: Kaluza, Josef (ESC) 2029 - Schmitz, Rolf (SKK) 1951 remis
Rolf hatte bereits früher remis angeboten. Josef seinerseits bot erst beim Stand von 3,5 zu 2,5 remis an und sicherte damit einen Mannschaftspunkt für Eschweiler. Rolf hatte den leicht besseren weißen Läufer und aus meiner Sicht keine Probleme. Was rausgekommen wäre, wenn beide weiterspielen, weiß man nicht. Das weiß man nie, wenn Partien remis enden durch Vereinbarung der beiden Spieler. Um nicht erneut mißverstanden zu werden, ich bin natürlich mit dem Ergebnis an Brett 5 zufrieden. Der nominell zweitbeste Spieler des Gegners konnte mit Weiß nicht gewinnen, das ist schon ok für uns.
3-4.
16:55 Uhr, Brett 3: Hübben, Dominik (ESC) 1869 - Pick, Stefan (SKK) 2033 0-1
Da war es also, das lang erhoffte und ersehnte 4-4. Wenn man das
nach Rückstand und nach fast 6 Stunden Spielzeit erreicht, muß man
zufrieden sein. Sind wir dann wohl auch.
Da ich bei meinen Formulierungen in diesen Berichten immer sehr
aufpassen muß, daß ich niemandem auf die Füße trete, und letztendlich
da es ein unbezahltes Hobby von mir ist, das lediglich Zeit frißt und
nix einbringt, werde ich weiter ernsthaft überlegen, wie lange ich
noch an diesen Berichten schreibe. Für Euch, meine Fans weltweit,
zumindest im Schachverband Mittelrhein.
Ich beschränke mich also auf die Aufzählung von Fakten, wenn
ich schreibe, daß mein Gegner Dominik Hübben die gesamte Partie über
genüßlich seine selbst mitgebrachten Flaschen Wasser lehrte sowie
Kuchen und Ähnliches verzehrte. Daran lag es bestimmt nicht, daß er
bereits nach 10 Zügen im höheren Sinne auf Verlust stand, nach Dh4+
Ke2. Der König ist die einzige entwickelte weiße Figur und steht den
anderen auch noch im Wege. Ich weiß wohl, daß Nakamura in einer
analogen Stellung das mal gegen Alexander Onischuk vor 2 oder 3
Jahren auf einer amerikanischen Meisterschaft gespielt hat. Die
Partie ging damals remis aus, deshalb war ich entsprechend
vorsichtig. Und natürlich widerspricht der Zwangszug des weißen
Königs allem, was man Kindern und oder Anfängern beim Schach als
Erstes beibringt, Figurenentwicklung, Zentrumskontrolle. Aber bitte
nicht mit dem König bei fast vollem Brett. Der gehört gemäß dem
nächsten Punkt Königssicherheit schön ins Eckchen, zumindest nach der
klassischen Lehre. Diese ist zwar durch moderne Komponenten
weitestgehend abgelöst, einige prinzipielle Erwägungen haben aber
immer noch Gültigkeit. Ich zitiere mal Schachfreund Wolfgang Weiler,
sonst wäre Schach unlogisch.
Unsere Partie jedenfalls endete nach 77 Zügen mit einem Sieg
von Schwarz. Und ob ich irgendwo mal einzügig Matt setzen konnte oder
ob ich irgendwo mal jeglichen Vorteil verspielt hatte, werden spätere
Analysen sicher zeigen.
4-4 ist ein gerechtes Ergebnis, mit dem wir wie erwähnt nach dem Spielverlauf zufrieden sein müssen und es dann auch sind.
Eikamp hat übrigens 4-4 gespielt in der Liga Mitte. An Webers Geburtstag gegen BSF mit dem alten Eikamper Ossi Gutt am Ruder.
Vorausschau auf den zweiten Spieltag im SVM am 13.10.2013:
Erftstadt gegen ASV II, sehr schwer zu tippen. Alles hängt
natürlich an der Aufstellung von ASV II. Ich sach mal Erftstadt
gewinnt knapp.
Eschweiler gegen PTSV Aachen ist wohl auch sehr schwer.
Eschweiler ist wirklich eine gute Mannschaft, ich gehe trotzdem mal
knapp auf Post Telekom.
Horrem gegen Kerpen Heimsieg, das sage ich nicht nur um meine
Mannschaft zu motivieren. Spätestens nach dem Sieg gegen Pulheim muß
man Horrem als ernsthaften Aufstiegsaspiranten auf der Rechnung
haben. Interessant wird sein, ob Klaus Rechner bei Horrem spielen
wird. Im ersten Spiel hat er das nicht getan.
Lendersdorf gegen Pulheim riskier ich mal nen Auswärtssieg.
Herzogenrath gegen Bergheim Heimsieg für den Tabellenführer.
Übach gegen Derichsweiler ebenfalls Heimsieg.
Savielly Grigorievitch Tartakower
Quelle: http://www.grinis.de/schachzitate.htm
Stefan Pick, SK Kerpen 64 e.V., 15. und 16.09.2013
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